Chancengleichheit durch gemeinsames Lernen
Zum Abteilungsabend der SPD Neu-Westend kamen nicht nur Abteilungs-Mitglieder, sondern auch viele Gäste aus anderen SPD-Abteilungen. Zahlreiche Lehrer und Schuldirektoren brachten zusätzliches Fachwissen ein.
Jürgen Zöllner stellte eingangs fest, dass die neuen Ergebnisse der Pisastudie Hoffnung machten, schließlich habe sich Berlin deutlich verbessert. Es sei aber kein Ergebnis, auf dem man sich auszuruhen könne. Das Hauptproblem in Berlin bleibe die Hauptschule, die mittlerweile von weniger als 10% der Schüler besucht werde. Der hohe Anteil von Schülern, die ohne Abschluss die Schulen verließen, sei ein weiteres dringend anzugehendes Problem.
Es müsse noch mehr gelingen, alle Begabungen und alle sozialen Gruppen zu integrieren und zu einem individuell angepassten Abschluss zu führen. Hierfür müssten die Hauptschulen und Realschulen zusammengeführt werden, in den zukünftigen Regionalschulen habe aber auch die Gesamtschule einen Platz.
Mehr Chancengleichheit böte die Gemeinschaftsschule, in der die Kinder bis zur 10. Klasse zusammen unterrichtet würden. Aber das könne, so Zöllner, nicht heißen, dass man auf das klassische Gymnasium verzichte, einen „Kulturkampf“ dürfe und könne es hier auf keinen Fall geben, aber größere Durchlässigkeit und weitere strukturelle Änderungen seien natürlich auch beim Gymnasium notwendig.
An dieser Stelle hakte Felicitas Tesch, schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, ein. Sie benannte die drei zentralen Ziele sozialdemokratischer Bildungspolitik in Berlin:
- Jedem Schüler müsse ein Schulabschluss ermöglicht werden,
- die Abiturquote von derzeit 37% müsse deutlich erhöht werden,
- und bei allen Änderungen und Reformen müsse die Erhöhung von Chancengleichheit im Vordergrund stehen.
Schulsenator Zöllner griff die Forderungen auf und verdeutlichte, in welchen Bereichen hier schon wichtige Fortschritte vorlägen und was zukünftig anstehe. Das sei auch, aber nicht generell eine Frage von mehr Geld. Strukturen müssten sich genauso ändern und ganz wichtig sei es, gut ausgebildete und junge Lehrer in Berlin zu halten. Die Attraktivität der Stadt sei hier das eine, dazu gehöre aber auch ein gegenüber anderen Bundesländern konkurrenzfähiges Gehalt.
In zwei Frage- und Antwortrunden wurden die angerissenen Themen vertieft. Besonders die anwesenden Lehrer und Schulleiter aus verschiedenen berufsbildenden Schulen stellten das breite – mitunter nur unzureichend bekannte – Schulangebot der berufsbildenden Fachoberschulen heraus. Jürgen Zöllner und Felicitas Tesch machten deutlich, dass es hier auch in der Zusammenarbeit mit anderen Schultypen noch vielfach ungenutzte Potenziale der produktiven Zusammenarbeit gäbe und die berufsbildenden Schulen für viele Schülerinnen und Schüler einen hervorragenden, leider immer noch viel zu wenig bekannten, alternativen Bildungsweg böten.
Insgesamt war der Abend eine gelungen Mischung aus Informationen, Diskussion und interessanten Statements der anwesenden Zuhörer. Beide Referenten vermittelten der Runde das Gefühl, dass vieles im positiven Sinne noch offen ist. Offen für Anregungen, Überlegungen und eben auch notwendige Änderungen. Gute Ratschläge aufzunehmen und vielleicht auch einmal zu sagen, das war ein Fehler, das muss ich neu überdenken oder zurücknehmen, das sei, so Jürgen Zöllner, kein Zeichen von Schwäche, sondern notwendig, um so einem wichtigen Politikfeld und vor allem den Schülerinnen und Schülern, Eltern, Lehrerinnen und Lehrern nachhaltig gerecht zu werden.