Neue Stolpersteine für Neu-Westend
Weit über 1.000 Stolpersteine erinnern in Charlottenburg-Wilmersdorf vor deren einstigen Wohnhäusern an die Opfer des Nazi-Terrors. Und immer wieder kommen mehr dazu. Auch die SPD Neu-Westend verlegte am 5. März drei neue Stolpersteine, darunter einer für den sozialdemokratischen Politiker und Widerstandskämpfer Dr. Theodor Haubach.
Auf Initiative der SPD Neu-Westend wurden am 5. März in der Gothaallee 17 nicht nur ein Stolperstein zur Erinnerung an die am 26.2.1943 in Theresienstadt ermordete Jüdin Helene Valfer (*11.3.1873) verlegt, zudem ermöglicht die Hausgemeinschaft in der Meiningen Allee 7 auf Initiative unserer Genossin Anna-Maria Hesse einen weiteren Stolperstein für Auguste Weißler, geb. Hayn (*8.2.1860). Sie lebte als jüdische Witwe von 1933 bis zu ihrer Deportation nach Theresienstadt am 16.6.1943 in der Meiningenallee 7.
Stolperstein für einen sozialdemokratischer Widerstandskämpfer
Eine besondere Ehre ist es für die SPD Neu-Westend, anlässlich von 150 Jahren SPD einen der vielen deutschen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten für ihren Kampf gegen die Nazi-Diktatur zu ehren. An den SPD-Politiker und Widerstandskämpfer Dr. Theodor Haubach erinnert seit dem 5. März im Eichkamper Falterweg 11 ein Stolperstein. Der 47jährige Haubach wurde am 9. August 1944 nach dem gescheiterten Hitlerattentat vom 20. Juli 1944 wegen seines Widerstandes im Kreisauer Kreis in seiner Wohnung im Falterweg verhaftet und am 23. Januar 1945 in Plötzensee hingerichtet.
Dr. Theodor Haubachs Leben ab 1933 zeigt, wie richtig die Worte des Sozialdemokraten Otto-Wels am 23.3.1933 in der Reichstagssitzung zum Ermächtigungsgesetz waren: “Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.”
Zu Theodor Haubach: Der Gewalt eine Grenze gesetzt
von Yves Clairmont
Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten leisteten vor der Machteinsetzung Hitlers schon Widerstand gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und viele kämpften auch nach Errichtung der NS-Diktatur unter Lebensgefahr weiter gegen das Regime. Einer der Vielen, die aufgrund ihres Einsatzes für ein anderes Deutschland ermordet wurden, war Theodor Haubach. In der Zeit der Weimarer Republik war er Mitgründer und 2. Vorsitzender des demokratischen „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“, das zur Abwehr des zunehmenden politischen Terrors insbesondere durch rechtsradikale Organisationen gegründet worden war. Zudem wirkte er als Pressechef im Berliner Polizeipräsidium. Den Nationalsozialisten war er aufgrund dieser Tätigkeiten als militanter Gegner ihrer menschenverachtenden Ideologie bekannt. Nach 1933 wurde Haubach verhaftet und musste das Konzentrationslager durchleiden. Dieses vermochte seinen Mut jedoch nicht zu brechen. Haubach schloss sich nach seiner Entlassung erneut einer Widerstandsgruppe an, dem „Kreisauer Kreis“. Dieser verfügte über Verbindungen zur Gruppe der Attentäter auf Hitler vom 20.7.1944. Am 9.8.1944 wurde Haubach daher im Zuge der Ermittlungen gegen die Attentäter erneut verhaftet, zum Tode verurteilt und am 23.1.1945 hingerichtet.
Haubach war überzeugt: „Die Grenze der Gewalt liegt nun darin, dass sie zwar die Person des Widerstandes vernichten kann. […] Nicht aber kann bei einer solchen Ausrottung die Erinnerung an das Geschehene selbst vernichtet werden.“
Allein in Berlin würdigt ihn die Charlottenburger Haubachstraße, die Theodor-Haubach-Schule trägt seinen Namen und anlässlich seines 60sten Todestages hat das Bundespresseamt 2005 seinen Briefingsaal nach dem deutschen Widerstandskämpfer benannt. An seinem letzten Wohnsitz, im Eichkamper Falterweg 11, erinnert nun seit dem 5. März 2013 ein von der SPD Neu-Westend im Rahmen des Jubiläums 150 Jahre SPD initiierter Stolperstein an Dr. Theodor Haubach.
Haubach behielt Recht: Die Nationalsozialisten konnten zwar die Person, nicht aber die Erinnerung an den überzeugten Sozialdemokraten und seinen Einsatz für Frieden, Demokratie und Menschenrechte auslöschen.
Mehr über Dr. Theodor Haubach hier und u. a.: http://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Haubach